Weihnachten

Alle Jahre wieder beglückt die Kirche die Menschen mit ihren Weih­nachts­erzäh­lungen, auf vielen Weihnachts­märkten und oftmals sogar an eher atheistischen Orten stehen Krippenspiele. Diese sind zwar recht hübsch anzuschauen, doch die Geschichte dahinter ist nichts weiter als eine krude Mischung aus frei Erfundenem, Geschichts­fälschungen und dogmatischen Festlegungen.

Es klingt fast romantisch: Drei Adlige aus dem Morgenland reisen, von einem „Stern“ geleitet, nach Bethlehem, um dort dem am 25. Dezember in einem Stall zur Welt gekommenen Erlöser der Menschheit zu huldigen und kostbare Gaben zu überbringen. Einziges Problem dabei: Es ist so nie passiert und ausnahmslos eine literarische Fiktion.

Schon der Ort Bethlehem ist in dieser Geschichte nicht authentisch. Wenn Jesus tatsächlich gelebt haben sollte, dann kam er in Nazareth zur Welt. Das paßte jedoch nicht ins Weltbild der frühen Christen. Gemäß einer Prophezeiung aus dem Alten Testament sollte der Erlöser der Menschheit, der „Heiland“, in Bethlehem zur Welt kommen. Also wurde Jesu Geburt kurzerhand dorthin verlegt, was ein klarer Fall von Geschichts­fälschung ist. Die Autoren versuchen nun auf unter­schied­liche Weise, das Problem zu lösen bzw. zu begründen, warum Joseph mit seiner hoch­schwan­geren Maria den weiten Weg von Nazareth nach Bethlehem auf sich nahm. So wird z. B. eine Steuer­schätzung erwähnt, wegen der Joseph sich angeblich in seinen eigenen Heimatort begeben mußte. Doch einerseits hat es eine solche Schätzung zur damaligen Zeit nicht gegeben, zum anderen war Joseph kein Römer und wäre daher ohnehin nicht betroffen gewesen. Auch der angebliche Kindermord von Bethlehem, welcher Herodes in die Schuhe geschoben wird, ist eine Erfindung und Verbiegung historischer Tatsachen, um der gesamten Erzählung den Anschein geschichtlicher Wahrheit unter­zumogeln.

Der Ort der Geburt in einem Stall ist ebenso fraglich. Einerseits widersprechen sich hier die Autoren der Evangelien selbst, da einmal von einem Stall (Lukas 2,7), ein anderes Mal von einem Haus (Matthäus 2,11) die Rede ist. Zum anderen es ist unwahr­scheinlich, daß es zu damaliger Zeit in der Region offene hölzerne Ställe gab, so wie es in den heute üblichen Krippen­spielen dargestellt wird.

Auch die drei Besucher aus dem Morgenland halten einer kritischen Überprüfung nicht stand. Sowohl ihre Anzahl, ihre angeblich königliche Herkunft als auch die heutzutage üblicherweise verwendeten Namen Caspar, Melchior und Balthasar sind Erfindungen und Hinzu­dich­tungen aus späteren Jahr­hun­derten, die mit der biblischen Vorlage nicht das Geringste zu tun haben. Ebenso­wenig, daß die drei einem „Stern von Bethlehem“ folgten, der ihnen den Weg wies.

„Fast jede Geburt oder jeder Tod eines Herrschers, eines Religions­gründers wird im Nachhinein in den Schriften mit seltenen astro­no­mischen Phänomenen verbunden.“ (Astrophysiker Prof. Franz Kerschbaum)

Die übliche Darstellung als Schweifstern deutet zwar auf einen Kometen hin, doch gibt die Bibel eine solche Interpre­tation nicht her und einen großen Kometen, der mit bloßem Auge zu sehen gewesen wäre, hat es zur damaligen Zeit auch nicht gegeben. Eher ist es späteren Malern und ihrer künstlerischen Freiheit zu verdanken, daß der „Stern von Bethlehem“ etwas verschönert wurde.

Eine andere Interpretation beruht auf einer besonderen Planeten­konstel­lation im Jahre 7 v. u. Z., bei der sich die beiden Gasriesen Jupiter und Saturn am Nachthimmel scheinbar so nahe kamen, daß sie wie ein einziger, sehr heller Stern erstrahlt haben sollen. Astronomische Berech­nungen zeigen, daß dieses seltene Ereignis zwar tatsächlich stattfand, aber die beiden Planeten waren auch bei ihrer größten Annäherung noch immer mit bloßem Auge zu trennen und können bei weitem kein ungewöhnlich helles Licht erzeugt haben – die Venus wäre immer noch um mindestens eine Größen­klasse (Magnitude) heller gewesen als Jupiter und Saturn zusammen.

Abgesehen von der nachträg­lichen künstlerischen Interpre­tation und Aufhüb­schung gibt es aber auch praktisch kein einziges natürliches Himmels­phäno­men, welches sich so wie in der Bibel beschrieben verhält und den Reisenden, womöglich gar über mehrere Tage hinweg, als Orientierung gedient haben könnte. Jedes astronomische Objekt, egal ob Sterne, Planeten oder Kometen, bewegt sich aufgrund der Erdrotation auf einer scheinbaren Kreisbahn über den Nachthimmel. Einzig der Polarstern behält (annähernd) seine Position bei. Kometen, die ohnehin nur in der Nähe der Sonne ihren Schweif ausprägen, stehen in der Morgen­däm­merung am östlichen Horizont, abends am westlichen. Wären die drei Söhne der Wüste einem solchen Kometen gefolgt und frühmorgens aufgebrochen – sie währen eines Tages wohl in China gelandet.

Schlußendlich ist selbst das Datum des Weihnachts­festes eine willkürliche Festlegung der Kirche aus dem 4. Jahrhundert, denn die Bibel selbst gibt keinerlei Auskunft über das Geburts­datum Jesu. Nach dem damals geltenden julianischen Kalender war der 25. Dezember der Tag der Winter­sonnen­wende, welcher astronomisch bedeutsam ist und daher auch in vielen Kulturen zu Ehren verschie­dens­ter Gottheiten mit entsprechenden Feier­lich­keiten begangen wurde. Doch solch heidnische Rituale waren der Kirche als „Verkünder des einzig wahren Glaubens“ schon immer ein gewaltiges Ärgernis, weswegen es eine übliche Methode war, derartige Feste in christlichem Sinne umzudeuten und die heidnischen Ursprünge zu unterdrücken. Mit Weihnachten könnte es ähnlich gewesen sein, denn die Römer feierten an diesem Tag die Geburt ihres Sonnen­gottes Sol Invictus. Die Kirche stülpte diesem „Unglauben“ ihr eigenes Dogma der Geburt Jesu Christi über.

Neben den bereits existierenden zahlreichen Wider­sprüchen und Geschichts­fälschungen in der Weihnachts­geschichte handelte sich die Kirche mit der Festlegung des Datums noch ein weiteres Problem ein. Zwar dürften die Winternächte in Bethlehem weitestgehend frostfrei sein, doch an anderer Stelle weist die Bibel auf starke Regenfälle im Dezember hin. Die Witterung wird also mit großer Wahr­schein­lich­keit zumindest unangenehm und nasskalt gewesen sein – keine guten Bedingungen, um ein halbnacktes Neu­geborenes in einem offenen Stall in eine Krippe zu legen. Eine schwere Unterkühlung und Krankheiten wären da nicht ausgeblieben.

Jeder einzelne Punkt der üblichen Weihnachts­erzäh­lungen läßt sich kinderleicht widerlegen und als Mythos entlarven. Selbst­verständ­lich können auch Ungläubige ohne Probleme Weih­nachten feiern, im engsten Familien- und Freundeskreis, bei gutem Essen, in entspannter Atmosphäre und natürlich mit Geschenken für die Kleinen. Der ideologische Unfug der Kirchen ist dabei aber nicht nur ein unsinniges Märchen, sondern vor allem auch vollkommen überflüssig.

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Kinderleicht widerlegt