Keine Wahl
Natürlich wird man kleinen Kindern viele der negativen Fakten über Religionen noch nicht zumuten können, dazu fehlt die geistige Reife und emotionale Festigung. Daher bleibt als logische Konsequenz eigentlich nur, daß Kinder in der Kirche grundsätzlich nichts zu suchen haben und von religiösem Gedankengift solange fernzuhalten sind, bis sie alt genug sind, um sich selbst umfassend über alle Aspekte informieren zu können. Nur dann haben sie wirklich die freie Wahl. Aber das ist natürlich nicht im Interesse der Kirche, denn welcher moderne, aufgeklärte und rational denkende Mensch würde sich dann noch freiwillig einem mittelalterlichen, grotesken Aberglauben unterwerfen?
Daher sieht die Realität noch immer ganz anders aus. Unter Ausnutzung ihrer kindlichen Gutgläubigkeit und Naivität wird schon den Jüngsten und Wehrlosesten eine ganze Menge vorgemacht, ganz im Sinne der Kirche.
Wozu Tischgebete?
Daß man den Tischgefährten (oder auch Leidensgenossen, je nach Küche …) einen guten Appetit wünscht und mit dem Essen wartet, bis alle bereit sind, ist selbstverständlich. Ebenso begrüßenswert ist es, wenn Kinder im Kreise ihrer Freunde kurze, lustige Sprüchlein erlernen und aufsagen. Aber: Das Essen auf dem Tisch stammt immer noch aus der Natur und wurde von einem Menschen zubereitet – da hat kein wie auch immer gearteter Gott seine Finger im Spiel, dem man in irgendeiner Form zu danken hätte. Wenn jemandem Dank gebührt, dann ist es der Koch.
Zudem stellt sich die Frage, ob unter der gewagten Annahme der Existenz eines Gottes dieser überhaupt in irgendeiner Form Dank verdient hätte: Während einer üblicherweise halbstündigen Mahlzeit im Kindergarten sterben weltweit über 300 Kinder einen qualvollen Hungertod. Warum sollten die Kinder einem Gott, der so etwas zuläßt, für irgendetwas zu danken haben? Alles, was dieser Gott verdient hätte, so er denn existierte, wäre eine Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung und fahrlässiger Tötung, aber ganz gewiss kein Dank und noch weniger Respekt.
Wie man es dreht und wendet – Tischgebete sind (wie jedes andere Gebet auch) vollkommen nutzlos und überflüssig. Sie dienen einzig dazu, durch ständige Wiederholung den Aberglauben an einen übernatürlichen Schöpfer in den Köpfen der Kleinen festzusetzen, die sich selbst noch kaum dagegen wehren können.
Wozu Kindergottesdienst?
Geschichten aus der Bibel, auch wenn kindgerecht aufbereitet (sofern man bei religiösen Inhalten überhaupt von kindgerecht sprechen kann), sind kein Rüstzeug für ein verantwortungsbewußtes und vor allem selbstbestimmtes Leben. Kinder brauchen keinen „Herrn“, dem sie in irgendeiner Form zu „dienen“ hätten. Schon das Wort „Kindergottesdienst“ ist eine Beleidigung der kindlichen Seele und Vernunft – kein Kind hat es nötig, sich zum Sklaven eines irrationalen und widersprüchlichen Hirngespinstes zu machen. Insbesondere, da diese Geschichten ohnehin weitestgehend Märchen sind, die sich die Kirche bzw. die frühen Christen selbst ausgedacht haben. Da diese den Kindern aber als angebliche Wahrheit verkauft werden, ist es durchaus legitim, die beteiligten Pfarrerinnen und Pfarrer der Lüge zu bezichtigen.
Bedenklich wird es, wenn den Kindern fremdsprachige Kirchenlieder beigebracht werden, ohne daß die Kinder deren Inhalt verstehen. Und gar von geistigem Mißbrauch kann man sprechen, wenn im Rahmen eines Erntedankgottesdienstes diesem Gott gehuldigt wird und kleine Kinder seine angeblich doch so „große Liebe“ besingen sollen, während zur gleichen Zeit weltweit hunderte Kinder verhungern oder versklavt werden. Damit ist dann auch das Maß der Heuchelei endgültig voll. Die Kirche nutzt die Unwissenheit und natürliche Naivität der Kinder eiskalt für ihre eigenen Zwecke aus.
Gelegentlich werden die Kleinen im Rahmen einer solchen Indoktrinationsveranstaltung auch z. B. zu einer Art Schatzsuche durch die Kirche verleitet, um ihnen die Bedeutung von Altar, Kanzel, Taufbecken etc. nahezubringen. Ein guter Christ muß sowas schließlich wissen. Und mit Gummibärchen als Belohnung kann man jedes Kind bestechen.
Beispiel 1: Jesus stillt den Sturm
Eines der üblichen Märchen in einer Kinderkirche erzählt von Jesus mit seinen Jüngern an Bord eines Fischerbootes, welches in einen schweren Sturm gerät. Die Männer verzweifeln und flehen den schlafenden Jesus an, welcher wiederum dem Sturm befiehlt, zu verstummen – und schwupp, schon legt sich der Sturm. Was für ein Unfug! Für wie blöd hält die Kirche die Kinder?
Würde jemand einem Kind einreden wollen, es gäbe in der echten Welt omafressende, sprechende Wölfe oder gar bewohnte Pfefferkuchenhäuschen mitten im Wald – jedes Kind würde sich an die Stirn tippen und sagen „Du spinnst doch, das ist nur ein Märchen.“ Die Kirche jedoch meint offensichtlich, kleinen Kindern genau solch hanebüchenen Unfug als angebliche Wahrheit einreden zu können.
Wo war dieser Jesus denn 2004, als die indonesische Welt vom Tsunami überrollt wurde? OK, man mag ihm zugute halten, daß es sich dabei nicht um einen Sturm handelte und er somit vielleicht nicht zuständig war. Aber 2013 hätte er schon durchaus einen Finger rühren und ganz klar sagen können „Sei still!“, als die Philippinen unter Taifun ‚Haiyan‘ zu leiden hatten. Oder haben die Filipinos etwas falsch gemacht? Nicht fest genug geglaubt? Zu wenig gebetet? Allerdings ist das bei einem der gläubigsten Völker der Erde mit über 80% Katholiken doch recht unwahrscheinlich. Oder war es ein konkurrierender Gott, den es nach christlichem Verständnis aber eigentlich gar nicht geben dürfte? Wie man es auch betrachtet – es bleibt grober Unfug und höchst widersprüchlich. Ist es daher nicht sehr viel wahrscheinlicher, daß eine solche Stillung eines Sturms in der realen Welt überhaupt nicht möglich ist, sondern bestenfalls in einem 2000 Jahre alten Märchenbuch? Dann sollte man das den Kindern aber wahrheitsgemäß auch so vermitteln.
Doch diese Geschichte ist nicht nur völlig absurd, sondern auch potentiell gefährlich. Ein Erwachsener mag derartige Erzählungen interpretieren und einen gewissen tieferen Sinn hineindeuten mögen, aber das ist hier vollkommen irrelevant, denn ein Kind ist dazu noch nicht in der Lage. Kinder müssen das glauben, was man ihnen erzählt. Und sie nehmen es wörtlich, da sie es noch nicht besser wissen können.
Angenommen, ein solches Kind geriete selbst einmal an Bord eines Schiffes in schwere See. Sollte es sich dann an das Märchen von Jesus erinnern und ein Gebet gen Himmel schicken? Oder wäre es nicht sehr viel sinnvoller, sich eine Schwimmweste anzulegen und den Anweisungen des Bordpersonals zu folgen?
Wer sich in einer derartigen brenzligen Situation nicht selbst hilft, der ist verloren. Keine höhere Macht knippst einfach so einen Sturm aus. Auch mit Jesus an Bord wäre das Schiff gekentert und die Männer ertrunken. Die Kinderkirche lehrt, auf Gott bzw. Jesus zu vertrauen und alles wird gut. Doch genau dieses Denken legt die Grundlage für viele Katastrophen, denn allzu oft ist das blinde Vertrauen auf einen Gott oder eine andere „höhere Macht“ der direkte Weg in den Untergang.
Beispiel 2: Eine „Tiergeschichte“
Natürlich gibt es auch eine Menge Geschichten in der Bibel, welche die Kirche den Kindern sicherlich nie erzählen würde. Warum eigentlich nicht? Vermutlich, weil dann nicht nur die dreiste Lüge von der Barmherzigkeit und angeblichen „großen Liebe“ Gottes als solche offensichtlich würde, sondern auch so manch perverses Hobby wie z. B. das eimerweise Sammeln abgeschnittener Vorhäute.
Da war z. B. einst der Prophet Elisa (auch Elischa), welcher auf seinem Weg nach Bethel ob seiner Kahlköpfigkeit von einer Gruppe kleiner Jungs aus der Stadt verspottet wurde. Nun ist ein solches Verhalten einem älteren Menschen gegenüber ausgesprochen unhöflich und respektlos, aber kleine Kinder denken nicht immer über die Folgen ihrer Taten nach und sagen oft genug Dinge, die zwar böse klingen mögen, aber gar nicht böse gemeint sind. Als lebenserfahrener Mensch sollte man damit umgehen können, gerade auch bei einer solchen Lappalie wie abfälligen Bemerkungen über das Äußere. Elisa hätte mit einem milden Lächeln erwidern können, daß die Jungs in hohem Alter einst ähnlich kahl aussehen werden.
Doch statt gelassen zu reagieren, wird Elisa stinksauer und verflucht die Kinder. Diese geistige Unreife eines erwachsenen Menschen ist schlimmer einzustufen als der vorausgegangene Spott der Kinder. Und die Folgen waren dramatisch. Nach Elisas maßloser Überreaktion wäre es nun wenigstens an Gott gewesen, in seiner ihm zugeschrieben Barmherzigkeit Milde walten zu lassen und den Alten zu beruhigen. Doch stattdessen schließt er sich offensichtlich Elisas Fluch an, läßt zwei wilde Bären sich auf die Kinder stürzen und diese zerfleischen. Für einen unbedachten Streich kleiner Jungen mußten gemäß Bibel 42(!) von ihnen sterben.
Und derartige Beispiele finden sich in der Bibel zuhauf, insbesondere – aber nicht nur – im Alten Testament. Dennoch wird die Kirche nicht müde, Kindern gegenüber diesen grausamen Gott als gütig und liebevoll zu verkaufen, ungeachtet dessen zahlreicher ungesühnter Verbrechen. Es wird sogar behauptet, Gott allein könne solche Gewaltausbrüche unterbinden bzw. durch seine Liebe die Kreisläufe der Gewalt durchbrechen. Daß dieser angeblich so liebevolle Gott aber genau derselbe Gott ist, der durch sein Handeln den Tod der 42 Jungs und Millionen anderer Menschen überhaupt erst zu verantworten hat, das verschweigt die Kirche natürlich. Aber ein grausamer Massenmörder kann niemals ein Friedensstifter sein.
Wozu Kindersegen?
Von befremdlichen Ritualen wie einem „Kindersegen“ – etwas Fuchtelei mit den Armen und einem frommen Sprüchlein – hat ein Kind keinerlei Nutzen, sondern höchstens Verwunderung darüber, was dieser faule Zauber soll. Ein solcher „Segen Gottes“ ist so überflüssig und nutzlos wie ein drittes Nasenloch – weder wird man davon satt noch kann man im Winter damit heizen. Auch künftige Schulkinder werden vor der Einschulung gerne mit einem solchem Unfug bedacht. Und ganz sicher wird der dabei helfen, daß die Kinder bessere Noten erzielen …
Warum tut die Kirche nicht wenigstens hier einmal etwas Sinnvolles? Wenn sie tatsächlich etwas für die Schulkinder tun und nicht nur ihren eigenen Aberglauben verherrlichen wollte, warum verteilt sie dann statt gesegnetem Dummschwatz nicht etwas wirklich Brauchbares für den Schulstart: Schreibblöcke, Hefte, Stifte, Pinsel, Brotboxen etc.
Zwar haben auch Kinder prinzipiell das Recht, sich gegen jedweden religiösen Unfug selbst zur Wehr zu setzen und laut und deutlich „Nein“ zu sagen, denn auch in einer kirchlichen Kita oder Schule gilt:
„Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden.“ (Art. 140 GG).
Allerdings tun die Kirchen natürlich alles, um dieses Wissen möglichst nicht an die große Glocke zu hängen, so daß sich viele Kinder ihrer Rechte gar nicht bewußt sind und sich mehr oder weniger bereitwillig fügen.