Der erfundene Jesus

Die zentrale Figur der christlichen Religion ist Jesus Christus, der angeblich am Kreuz für die Erlösung der Menschen gestorbene und wieder auferstandene Sohn Gottes. Alles dreht sich um ihn, und der gesamte christliche Glaube steht und fällt mit ihm. Das Problem dabei: Es ist eine reine Märchenfigur, ähnlich Frau Holle oder Rumpel­stilzchen.

Als halbwegs gesichert hingegen (wenn auch nicht wirklich bewiesen) gilt das Leben des Jesus von Nazareth. Er war ein Kind seiner Zeit. Als Sohn jüdischer Eltern wuchs er im Zeichen der Thora auf, befolgte jüdische Gesetze und betete einen jüdischen Gott an (das Vaterunser ist ein rein jüdisches Gebet). Seine Ethik und seine Lehren als Rabbiner enthielten nichts bahnbrechend Neues, sondern waren lediglich eine andere, bisweilen sogar etwas liberalere Auslegung der alten Gesetze. Doch seine Predigten bezogen sich ausschließlich auf Angehörige des eigenen Glaubens – mit Ungläubigen bzw. Heiden ging auch er nicht gerade zimperlich um und ließ ihnen im Angesicht des vermeintlich nahenden Weltgerichts keine Chance. Zum Zeitpunkt seiner Hinrichtung als verurteiltem Unruhestifter und Aufrührer war er somit nichts weiter als ein unbedeutender Wander­prediger, religiöser Eiferer und verwirrter Endzeit­prophet, wie sie zu damaliger Zeit zuhauf umherliefen. Damit erklärt sich dann auch, warum er den zeit­genös­sischen jüdischen und römischen Geschichts­schreibern weitestgehend egal war – er war eben nur einer unter vielen. Und damit ist die belegbare Historizität Jesu auch bereits erschöpft.

Es wäre bei einer Randnotiz der Geschichte geblieben, wenn nicht einige wenige Jünger wie z. B. Paulus seinen Irrglauben fanatisch weitergetragen und nach eigenem Gutdünken zunehmend verherrlicht hätten. Sämtliche Zuschreibungen göttlicher Macht, die angebliche Auferstehung, die Verklärung gar als Gottessohn – all dies sind nichts weiter als Phantasien der Jünger und späteren Evangelisten.

Die historische Wahrheit endet am Kreuz bzw. mit reichlich Wohlwollen in einem leeren Grab. Alles danach ist reine Fiktion. Mit dem Tode Jesu von Nazareths beginnt die Legenden­bildung um Jesus Christus. Und dieser hat mit dem historischen Jesus praktisch kaum noch etwas gemein, sondern ist ein Abbild des Wunsch­denkens der frühen Christen und Evangelisten. Diese strickten sich ihren vermeint­lichen Erlöser, ihren „Heiland“, gerade so, wie sie ihn sich wünschten. Die Lehren und Ideale Jesu wurden dabei oft genug um 180° gedreht und dem neuen Glauben angepaßt, die historische Wahrheit blieb meist auf der Strecke. Der historische Jesus starb gewissermaßen ein zweites Mal.

Am Beispiel der zahlreichen Aufer­stehungs­legenden lassen sich diese Entwicklung und Phanta­siere­reien anschaulich nachvollziehen – es finden sich keine zwei Berichte, die überein­stimmen. Erschien Jesus in den frühen Überlie­ferungen noch als greifbarer, obgleich etwas untoter Mensch einigen wenigen Jüngern, so erscheint er in späteren Erzählungen mehr schemenhaft und einer zunehmend größeren Zahl von Menschen. Der weiteren Ausschmückung der Erzählung diente alsbald ein Engel, der vor dem Grab herumlungerte. Später wurden es zwei, dann wurde zusätzlich gar eine ganze Horde römischer Soldaten engagiert, und letztendlich durften auch Spezialeffekte wie Donner­grollen und Erdbeben nicht fehlen.

Waren die ersten Aufer­stehungs­legenden somit eher noch das Werk von Filmstudenten mit kleinem Budget, steigerte sich die Verherrlichung schließlich hin zu einem gewaltigen Blockbuster mit aufwendigen Effekten und hunderten Statisten. Aber es blieb stets reine Fiktion ohne jeden realen Hintergrund.

Aller Überhöhung und Verklärung zum Trotz – das Christentum ist de facto ohne haltbare historische Grundlage, es „bewegt sich ohne Fahrschein durch die Welt“ (Heinz-Werner Kubitza, Der Jesuswahn). Jesus Christus ist nachweislich eine frei erfundene Gestalt mit nur sehr wenigen Anlehnungen am historischen Jesus von Nazareth. In zahlreichen Aspekten stehen sich beide Figuren sogar diametral gegenüber. Die Kirche legt ihrem „Heiland“ Worte in den Mund, welche der historische Jesus nie gesagt hätte und schreibt ihm Taten zu, welche nie begangen wurden.

Das zentrale Element des Christentums, die Auferstehung Jesu, ist nicht nur eine biologische Unmöglichkeit, sondern entspringt allein der Phantasie der frühen Christen. Sie wollten den Tod ihres „Meisters“ nicht wahrhaben – es konnte nicht sein, was nicht sein durfte – und waren zur Aufrecht­erhal­tung ihres Glaubens geradezu gezwungen, in das Geschehene einen wie auch immer gearteten „höheren Sinn“ hinein­zuinter­pretieren. Ein ganz profaner Verbrecher­tod war für sie einfach nicht akzeptabel.

Schlußendlich richtete sich auch die Lehre Jesu einzig an die Menschen seiner Zeit, nicht an eine völlig andere Gesellschaft 2000 Jahre später. Es ist somit nicht einzusehen, warum diesen Erzählungen heute noch immer eine Bedeutung beigemessen wird, die ihnen in keinster Weise zusteht. Das gesamte Christentum basiert auf frommem Selbstbetrug und Wunschdenken. Die legen­darische Figur des Jesus Christus wurde über die Zeit wie ein Ballon immer weiter aufgeblasen, doch jeder Ballon platzt einmal – und jedes Märchen findet irgendwann ein Ende.

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