Die Schöpfung

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ – so beginnt die biblische Schöpfungs­geschichte im 1. Buch Mose, nach der Gott innerhalb einer normalen Arbeitswoche die gesamte Welt, das Universum und alles, was darin kreucht und fleucht, erschaffen haben soll. Schon diese wenigen Zeilen, die in praktisch keiner Kinderbibel fehlen, sind voller Widersprüche und unsinniger Beschrei­bungen.

Man mag das damit entschul­digen, daß die Menschen, welche einst diese Texte schrieben, bei weitem nicht über das Wissen verfügten wie wir heute. Doch gerade weil wir heute wissen, wie viele Dinge in der Welt funktio­nieren und nach welchen Regeln das Universum tickt, ist es unsinnig, diese alten Texte noch immer ernst­zu­neh­men und Kindern womöglich als Wahrheit zu verkaufen. Denn ausgerechnet die Natur selbst bietet genügend Hinweise darauf, daß der Glaube an einen übernatürlichen Schöpfer ins Reich der Märchen und Legenden gehört. Wer wachen Auges und klaren Verstandes durch die reale Welt geht, sieht sich umgeben von unzähligen Dingen, welche mit der Vorstellung eines allmächtigen und barm­herzigen Schöpfers nicht zu verein­baren sind.

So steht z. B. nahezu jedes Tier unter permanentem Streß in seinem alltäglichen Kampf ums nackte Überleben. Neben der ständigen Suche nach Nahrung heißt es auch stets auf der Hut zu sein vor Fress­feinden – es ist ein Leben in ständiger Bedrohung und Todesangst. Auch der Mensch, die angebliche „Krone der Schöpfung“, ist vor Angriffen auf seine Gesundheit oder gar lebens­gefähr­lichen Bedro­hungen nicht geschützt. Unter den zahlreichen Krank­heits­erregern und Parasiten gibt es besonders üble Exemplare wie z. B. den tropischen Fadenwurm Onchocerca Volvulus, welcher einzig und ausschließlich den Menschen befällt und zur sogenannten Fluß­blind­heit führen kann. Schon diese wenigen Beispiele wider­sprechen ganz klar jeder Vorstellung von Barm­herzig­keit oder gar „großer Liebe“, wie sie dem angeb­lichen Schöpfer gerne unterstellt werden. Stattdessen muß man eher annehmen, daß dieser Schöpfer Spaß daran findet, seine von ihm erschaffenen Wesen auf grausame Weise zu quälen und leiden zu sehen.

Auch die konstruktiven Fähigkeiten scheinen sehr über­schau­bar zu sein, denn die bio­lo­gischen Baupläne vieler Tier- und Pflan­zen­arten weisen oftmals gravierende Mängel auf, die ein wirklich fähiger und kompetenter Konstrukteur sich nie erlaubt und vor allem nicht auch noch zigfach wiederholt hätte. Es stellt sich z. B. die Frage, warum Tiere wie Delphine und Wale zwar ihr gesamtes Leben im Wasser verbringen, aber über keine Kiemen verfügen und daher in regel­mäßigen Abständen zum Atmen an die Wasser­ober­fläche schwimmen müssen. Noch unsinniger ist der soge­nannte rückläufige Kehl­kopf­nerv, der nicht nur beim Menschen, sondern auch bei vielen Tieren einen völlig unnötigen und geradezu material­verschwen­denden Umweg nimmt: Bei der Giraffe erstreckt sich dieser Nerv gar über eine Länge von fast 5 Metern – einmal den gesamten Hals runter und wieder rauf –, obwohl eigentlich nur wenige Zentimeter nötig wären. Eine solche „Fehl­kon­struk­tion“ ist aus­schließ­lich durch die natürliche Entwicklung im Sinne der Evolution erklärbar, nicht aber als das Werk eines angeblichen Schöpfers.

Noch nicht einmal die Unterteilung in männliches und weibliches Geschlecht ist in der realen Welt so klar und einfach, wie es die Bibel in ihrem naiven, bronze­zeit­lichen Weltbild beschreibt. Es sind hunderte von Tierarten bekannt, bei denen es mehr als nur die zwei typischen Geschlechter gibt. Sogar beim Menschen ist die Unter­schei­dung in Mann oder Frau nicht immer eindeutig. Auch hier hat der Schöpfer also entweder ziemlichen Mist gebaut oder aber all die verschiedenen Ausprägungen der Geschlechter sind schlichtweg Launen der Natur.

Und wenn sich schon die Natur hier auf Erden dem Gedanken eines allmächtigen Schöpfers widersetzt, dann tut es das Universum erst recht. Schon die schier unfaßbare Größe des Kosmos spricht klar dagegen. Es klingt geradezu absurd, anzu­nehmen, daß ein allmächtiger Schöpfer Milliarden von Galaxien mit jeweils Milliarden von Sternen erschaffen haben soll, nur um sich dann in einem völlig unbedeu­tenden Randbereich einer völlig unbedeu­tenden Galaxie einen kleinen, ebenso völlig unbedeu­tenden Stern heraus­zu­picken, einen Erdklumpen dranzu­hängen und darauf etwas Leben zu erschaffen. Wozu dann der ganze Rest? Wenn man nur ein einzelnes Sandkorn zum Spielen haben möchte, dann erschafft man nicht gleich eine ganze Wüste.

Auch die gern geäußerte Behauptung, der Sternen­himmel wäre eine Art „göttliches Geschenk“, um die Menschen zu beglücken oder die Allmacht Gottes zu demon­strie­ren, kann man bestenfalls mitleidig belächeln. Die meisten Objekte im Universum sind selbst mit den leis­tungs­stärksten Teles­kopen von der Erde aus gar nicht zu beobachten, sondern nur indirekt nach­weis­bar oder überhaupt nur rech­nerisch vermutbar. Für eine reine Himmels­deko­ration hätten ein paar tausend Sterne ähnlich unserer Sonne voll­kom­men genügt. Wozu dann der ganze Aufwand mit so unge­wöhn­lichem Zeug wie Neutro­nen­sternen, Quasaren oder gar Exoplaneten?

Zudem sollte der Schöpfer eines solch gewaltigen Universums eigentlich auch etwas mehr Wert darauf legen, daß nicht dauernd irgendwo etwas kaputt geht. Tatsächlich aber rappelt und knallt es im Weltall ständig an allen Ecken und Enden: Sterne explo­dieren in gewaltigen Super­novae oder kollidieren, ganze Galaxien rasen aufeinander zu oder haben sich bereits beim Zusam­men­stoß gegenseitig zerrissen, gewaltige Strah­lungs­aus­brüche aus Sternen würden jegliches Leben in weitem Umkreis vernichten und schwarze Löcher verschlingen alles, was auch nur in ihre Nähe kommt. Und auch auf unserer heimeligen Erde war die meiste „Schöpfung“ letztlich für die Katz, denn 99% aller jemals gelebt habenden Tierarten gelten als ausgestorben. Was für eine Verschwendung von Zeit und Material – ein allmächtiger Gott sollte das eigentlich besser können.

Der gesamte biblische Schöp­fungs­glaube ist somit nichts weiter als ein absurder Mythos unter vielen, der mit der realen Welt nicht das Geringste zu tun hat. Wer kleinen Kindern noch immer derartigen Unfug vorlügt und von einem „göttlichen Schöpfer“ fabuliert, hat vom tatsäch­lichen Geschehen in der Natur nicht die leiseste Ahnung und sollte besser den Mund halten.